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Entwicklung durch Beziehung
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Ethik

Grundlagen

Dieses Grundlagenpapier beschreibt mein ethisches Verständnis betreffend Umgang mit Menschen und mit meinen KlientInnen im Besonderen. Es soll verständlich machen, aus welcher inneren Position heraus ich auf Menschen zugehe und weshalb die UNO aus meiner Sicht recht hat, wenn sie festhält, dass "die Würde des Menschen unantastbar" ist. Nach meiner Überzeugung die Basis gelingenden Zusammenseins und somit auch meiner Arbeit.


  • Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch diese Welt auf seine Art wahrnimmt und interpretiert. Diese konstruktivistische Überzeugung hilft mir, jeden Menschen individuell unterstützen zu können, unabhängig seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Orientierung, Religiosität und Überzeugungen. So können nach meiner Meinung wir Menschen nur aus unserer eigenen Wahrnehmung heraus Dinge wahrnehmen, erleben und beschreiben. So kann auch das Gegenüber sein Gegenüber nur auf seine eigene individuelle Art wahrnehmen und interpretieren. Somit gehören Missverständnisse völlig selbstverständlich zur menschlichen Kommunikation. Dieser Einzigartigkeit des Menschen und dessen Wahrnehmung gilt mein voller Respekt. So verstehe ich auch die UNO-Menschenrechtskonvention.

  • Daraus folgere ich, dass es im Umgang mit dem Menschen nicht darum gehen kann, ihn völlig verstehen oder sein Verhalten akzeptieren zu müssen. Wenn mir dies gelingt, ist das wertvoll. Wichtiger erscheint mir, ihn vollumfänglich respektieren zu können, gerade auch, wenn ich ihn nicht verstehe. So wünsche ich auch für mich, dass ich vor allem respektiert werde. Wenn man mich auch noch versteht, dann freue ich mich darüber.

  • Die menschliche Sprache ist ein Code. Das merken wir dann, wenn wir diesen Code nicht entschlüsseln können. Das ist dann der Fall, wenn wir mit Menschen sprechen, deren Sprache wir nicht verstehen. Wir merken es jedoch auch, wenn Missverständnisse entstehen. Dann stellen wir fest, dass Menschen unter denselben Begriffen Verschiedenes verstehen können. (Ich verweise in diesem Zusammenhang auf Noam Chomskys "Transformationsgrammatik" und das "Metamodell der Sprache" des NLP). Es geht somit darum in der menschlichen Kommunikation, die "Oberflächenstruktur" (die Worte) wahrzunehmen und von ihm die "Tiefenstruktur" (das Erleben) zu erfahren. Gerade diese Tiefenstruktur gilt es bewusst zu machen und  zu respektieren.

  • Die nonverbale Kommunikation zwischen den Menschen ist wichtiger als die verbale. Mit ihr erreichen wir Menschen, selbst wenn wir sie mit Worten nicht mehr erreichen.  Ich achte darauf, dass ich verbal und nonverbal möglichst kongruent erlebt werde. Dann bin ich authentisch. Authentizität unterstützt den Rapport.

  • Menschen entwickeln sich. Ich halte dies für die wesentliche Aufgabe des Menschen. Nach der WHO geht es darum, dass Menschen sich psychisch, somatisch und sozial so entwickeln, dass sie sich so insgesamt "wohlbefinden". Ich halte dies für richtig. Das ist kein statischer Zustand. Menschen sind in Bewegung. So wie sich der Körper ohne unser bewusstes Zutun dauernd entwickelt, reift, so sollte auch psychisch und sozial eine entsprechende Entwicklung stattfinden. Vorzugsweise parallel und damit kongruent. Rückschritte, Stillstände und Fortschritte sind in diesem Prozess ebenfalls selbstverständlich und bedürfen der entsprechenden Interventionen, ob durch sich selber oder eines Mitmenschen, Therapeuten oder Coachs. (Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das 5-D-Modell unseres SWISSpsy-Institutes).

  • Aus meiner Sicht wird das psycho-somato-soziale Fundament des Menschen in seiner frühesten Kindheit gelegt. Ich unterteile Fundamente in "Ur-Vertrauen" und "Ur-Misstrauen". Auf diesem Fundament werden die Überzeugungen aufgebaut und diese wiederum steuern die Richtung der Aufmerksamkeit. Die Richtung der Aufmerksamkeit/Wahrnehmung bestimmt unser Denken und Handeln. Die Handlung löst ein äusseres und inneres Feedback aus, das meist unser Fundament und unsere Überzeugungen bestätigt. Dieser unbewusste Ablauf führt entweder zu einer Aufwärts- oder Abwärtsspirale. Daraus entsteht für mich die Überzeugung, dass ich bei meiner Arbeit mit meinem Gegenüber vornehmlich an dessen Fundament arbeiten möchte. Gelingt es uns, das Fundament ins Ur-Vertrauen zu stärken, ändern sich die Überzeugungen, die Richtung der Wahrnehmung, das Handeln, das Feedback und letztlich auch die Spirale. Es wird dann aufwärts gehen.

  • Menschliche Entwicklungen - psychisch, somatisch und sozial - können aus meiner Sicht in drei Aspekte unterteilt werden
    • Es finden Entwicklungsschritte statt, die alle Menschen erleben (Geburt - Entwicklung - Tod)
    • Obwohl diese Schritte von allen Menschen durchlebt werden, erlebt sie das Individuum individuell auf seine eigene Art.
    • Der Mensch macht jedoch auch Erfahrungen, die nur er als Individuum macht.


  • Aus dem Vorangegangenen leite ich für mich ab, dass meine Aufgabe darin besteht, meinem Klienten mit Respekt zu begegnen, ihn als Individuum wahrzunehmen, dieses Individuelle wertzuschätzen und ihn in seiner individuellen und kongruenten Entwicklung zu unterstützen. Je nach notwendiger Intervention einladend, motivierend oder konfrontativ.


  • Die Verantwortlichkeiten bei meiner Arbeit mit dem Klienten halte ich wie folgt fest:
    • Ich bin für meinen Teil der Arbeit mit dem Klienten verantwortlich. D.h. dass ich mich auf ihn einlasse, respektvoll mit ihm zusammenarbeite, echt und authentisch bin und den Klienten in seinem gesunden Prozess unterstütze. Ich bin für mich selber somit voll verantwortlich.
    • Der Klient ist dafür verantwortlich, dass er sich ebenfalls auf mich einlassen kann, nur diejenigen Aspekte unserer gemeinsamen Arbeit in sich aufnimmt, die für ihn stimmig sind und damit   innerlich und äusserlich arbeitet. Der Klient bleibt somit voll für sich selber verantwortlich.


  • Endlich geht es auch darum, dass auch ich meine gesunde Entwicklung bewältige. Auch ich mache Rückschritte, Stillstände und Fortschritte. Auch ich brauche Einladung, Motivation und Konfrontation. Ich bin der Überzeugung, dass ich den Klienten nur soweit in seinem Entwicklungsprozess begleiten und unterstützen kann, wie ich selber gereift bin. Meine eigene Aufgabe ist also, dass ich auch auf meinen eigenen gesunden weiteren Reifeprozess achte. Dann geht es für uns beide weiter, für meinen Klienten und auch für mich.
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